Tag 0
Da Marcel als Tourguide kurzfristig ausfiel, musste ich in den Tagen vor der Pfingsttour die Route für mein Navi aufbereiten und die letzten Informationen an die Teilnehmenden übermitteln. Als Basis diente mir Marcels spärlicher Streckenbeschrieb. Zeitaufwändig, wenn man bei Planung und Vorfahrt nicht dabei war. Aber schlussendlich hatte ich alles beisammen, WC- und Tankstopps grob geplant. Die Wetterprognosen zufriedenstellend. Es konnte losgehen.
Tag 1
Pünktlich um 08:00 Uhr starteten wir in Thun (Stockhornarena) mit 14 Motorrädern und 15 Teilnehmenden Richtung Simmental und Col du Pillon. Wir kamen trotz Baustellen zügig voran. Auf der Passhöhe war die Kaffeepause mit dem üblichen Sandwich geplant, das seinen Preis wert war. Weiter gings passabwärts nach Aigle und via Autobahn nach Martigny zum Tankstopp. Kurz nach dem Col de la Forclaz waren wir bereits in Frankreich und steuerten unseren Mittagshalt an. Abgelenkt durch einen Roll-Ski-Fahrer übersah ich den Hinweis auf meinem Navi. Die hintere Hälfte der Gruppe stoppte beim Restaurant und die andere Hälfte machte mit mir eine kleine Rundfahrt durch Chamonix bis mich Ariel telefonisch auf meinen Fehler aufmerksam machte (komfortabel, wenn man ohne anzuhalten, telefonieren kann). Zurück beim Restaurant freuten wir uns auf das Mittagessen auf der Terrasse. Das «Escalope savoyarde» mit Pommes und Salat war üppig und füllte unsere noch vom Sandwich vollen Mägen endgültig. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir allerdings noch nicht, dass dies über das ganze Pfingstwochenende gesehen, die letzte wirklich gute Mahlzeit war. Dazu später mehr. Nach dem Weekend gings weiter via Megève nach Flumet. Ab hier waren die Strassen wieder frei und die Fahrt auf den Col des Saisies ging flott voran und machte Spass. Ähnlich gings weiter Richtung Cormet de Roselend. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb ich die Hinweistafel(n), dass die Strasse gesperrt sei, partout nicht lesen konnte oder lesen wollte, zumindest bis wir den Col de Méraillet erreichten. Wir mussten umkehren und rund 10 km nach Beaufort zurückfahren und danach das ganze Bergmassiv umfahren. Via Albertville und über die Schnellstrasse N90 via Moûtiers erreichten wir Bourg-Saint-Maurice mit etwas Verspätung. Auf der Fahrt zur Tankstelle kreuzten wir Rolf, der via Aosta und den Petit-Saint-Bernard direkt angereist war. Hätten wir das so abgemacht, hätten wir uns sicher verpasst. Mittlerweile sah es nach Regen aus. Aber Petrus hielt sich bis nach dem Auftanken der Motorräder und dem Zimmerbezug im Hotel Base Campe Lodge zurück. Die ersten Regentropfen fielen, als wir auf der Terrasse das erste Bier, Aperol Spritz usw. genossen. Das anschliessende Nachtessen vermochte nur mit der Vorspeise und dem Dessert zu überzeugen. Der Hamburger hätte etwas mehr Würze ertragen und hätte länger gebraten sein dürfen. Naja, kann passieren, haben wir gedacht. Bevor ich schlafen ging, musste ich wegen dem gesperrten Cormet de Roselend aber noch die Touren für die beiden nächsten Tage umplanen. Das ist mühsam, wenn der PC daheim ist. Aber die N90 ist ja nicht zu verfehlen und früher ist man auch nach Karte, Wegweisern, Sonnenstand und Gefühl gefahren ;-).
Tag 2
Nach einem mehr oder weniger langen Frühstück starteten wir um 09:30 Uhr gestärkt in den zweiten Tag – den Tag der schmalen Strassen und der vielen, sehr vielen engen Kurven. Bereits beim Start erklommen wir die rechte Talseite. Aber es ging nicht lange bis ich vor einem gelben Schild «Route barrée» stand. Nicht schon wieder! Den Fluch schon auf der Zunge, entdeckte ich «Déviation». Gott sei Dank, es ging weiter in die Höhe und mit einem wunderbaren Blick ins Tal der Isère etwas später wieder bergab bis in die Talebene, die wir in Bellentre querten. Nun wiederholte sich das ganze auf der linken Talseite. Ab in die Höhe, gelbes Schild, anhalten, Studium des Textes, Konsultation der Karte, weiter bergauf und über ein Hochplateau nach Notre-Dame-du-Pré bis es wieder steil und mit vielen Kurven bergab ging. Sammelhalt, alle da und weiter auf die N90 durch Moûtier bis zur Abfahrt «Col de la Madeleine». Ab hier kamen nun die zügigen Fahrer und Fahrerinnen voll auf ihre Rechnung. Bis zur Passhöhe gut 20 km schnelle Kurven! Nach dem Kaffee gings nun wieder Richtung Tal. Mein Navi wollte rechts, also fuhren wir rechts. Schmal und steil, aber ohne Verkehr. Links wäre wohl etwas breiter und zügiger gewesen. Im Tal bogen wir rechts ab und in Épierre wieder links Richtung den beiden nahen beieinander liegenden Pässen «Col du Grand Cucheron» und «Col de Champ-Laurent». Sie waren zurück die schmalen, steilen Strassen und die vielen engen Kurven! Dieser Streckenabschnitt war der wohl anspruchsvollste. Nicht nur für die Fahrerinnen und Fahrer, sondern auch für die einzige mitfahrende Sozia. Beim Sammelhalt stieg sie etwas bleich von der BMW. Etwas Traubenzucker wirkte aber Wunder und schon bald war das flaue Gefühl im Magen verschwunden und ihr Gesicht strahlte wieder. Ich entschied mich hier, den letzten geplanten Abschnitt auszulassen und via Albertville und die N90 wieder das Hotel anzusteuern. Müde nach dem anspruchsvollen Tag, freuten wir uns auf die Dusche, den Aperitif und das Nachtessen. Leider mit dem gleichen Erlebnis wie am Vorabend. Den Geschäftsführer haben wir informiert, dass seine Küche noch Potenzial hat. Ich hoffe, dass er den Hinweis ernst nimmt. Sonst ist wohl eine Pizza die bessere Wahl. Im Grossen und Ganzen vermag das Hotel ja zu überzeugen.
Tag 3
Dieser Tag ist schnell erzählt: 08:45 Uhr Gruppenfoto vor dem Hotel (mit perfekt ausgerichteten Motorrädern); Abfahrt pünktlich um 09:00 Uhr, N90 bis Albertville und danach Richtung Beaufort, Col des Saisies, Col des Aravis, Col de la Croix Fry mit Kaffeehalt. Danach mit zunehmendem Verkehr Richtung Annecy und Genf, wo wir die Motorräder mit Sprit versorgten und weiter via Autobahn bis zur Raststätte «La Côte». Dort verpflegten sich die Meisten aus dem wohl kleinsten Coop Pronto, der mir bekannt ist. Hier verabschiedeten wir uns. In verschiedenen Gruppen und auf unterschiedlichen Wegen steuerten alle zufrieden ihr Zuhause an.
Danke Marcel und Bernard für die coole Tour. Auch wenn sie anstrengend war, hat es allen Spass gemacht. Schade war der Cormet de Roselend gesperrt. Dies erforderte etwas Improvisation und von den Teilnehmenden etwas Nachsicht für das eine oder andere Wendemanöver.
Erich
Videos: